Man lernt ja nie aus. So auch gestern wieder einmal geschehen und erlebt.
Wie im Blogeintrag vom 4.9. bereits erwähnt ist Chicago nach wie vor die Stadt der Gewerkschaften, der Unions; mit wahrhaft skurilen Konsequenzen: Für uns und unsere messebaulichen Aktivitäten z.B. bedeutet dies, dass wir Arbeiten, die wir gewöhnlich selber machen, durch die sogenannten Union-Workers ausführen lassen müssen. Die Regeln dafür sind komplex, darin finden sich die Gewerkschaften selbst bereits kaum noch zurecht. Aber man kann es auf drei Basics zusammenfassen:
Machst Du irgendetwas mit einer Maschine (z.B. Akkuschrauber o.ä.) – mach es besser so, dass Dich niemand dabei sieht. Maschinen dürfen nur durch Union-Workers genutzt werden.
Machst Du irgendetwas mit Strom/Spannung/Beleuchtung – pass auf, dass Dich niemand sieht. Das dürfen nur die Union-Elektriker. Du darfst einen Stecker nur in eine Steckdose stecken, wenn der Elektriker sie gelegt hat.
Machst Du irgendetwas, wozu Du eine Leiter brauchst – vergiss‘ es. Leitern dürfen nur die Union-Workers einsetzen. Du darfst selber nur das machen, wo
mindestens ein Fuß fest auf dem Boden steht, und der andere nicht höher als 2 feet angehoben wird.
Kein Witz. Man kann sich leicht vorstellen, dass ein normalerweise überschaubarer Aufbau eines Standes, unter diesen Voraussetzungen leicht zu einem Bürgerkrieg werden kann.
Letztlich ist es gelungen und am Abend hatten wir uns erstes Ziel erreicht: Stand steht, Elektro (heimlich) vorbereitet, ready to go fort he next day.
Mittlerweile haben uns die Ausläufer des Hurricanes „Gustav“ erreicht. Das bedeutet: starker Regen, heftige Winde. Nichts gefährliches, aber für europäische Verhältnisse durchaus bemerkenswert. Ebenso bemerkenswert, die die Gelassenheit, mit der die Chicagoer diese Widrigkeiten hinnehmen: Zum Teil ohne Schirm und ohne wirksamen Regenschutz gehen sie ihren Geschäften nach, als ob es gar nicht regnen würde.
Dabei – ich habe es selbst erlebt – ist der Regen derart heftig, dass man während eines Sprints vom Taxi zum nur wenige Meter entfernten Vordach eines Restaurants mächtig nass wird. Es ist, als habe man die Strecke schwimmend zurückgelegt.
Die Wahl des Restaurants fiel auf den sagenumwobenen Italiener „Carmine’s“ auf der Rush Street. Mein Kollege Tim – intimer Chicago Kenner – erklärte, dass das Carmine’s der US-Italiener schlechthin ist. Vieles von dem, was heute in den USA an Pasta, Pizza, Seafood und dergleichen als italienische Spezialität angeboten wird, entstammt dem Carmine’s und in seiner ruhmreichen Geschichte.
Und so traditionell ist es auch heute noch. Ein persönlicher Tipp: Als Starter unbedingt die „Chicago Sausage and Pepper“ probieren. Das sind die traditionellen Bratwürstchen, die es nur in Chicago gibt. Unverwechselbar!
Da meint man, dass man als Deutsche alles über Bratwurst weiß. Wie gesagt man lernt nie aus…