Eigentlich hat ES bereits gestern genervt. Aber machmal braucht man einen Tag um sachlich darüber nachdenken und bloggen zu können.
Als gestern die Nachricht die Runde machte, die Bundesregierung habe den verträglicheren Schweinegrippe-Impfstopf für sich bestellt, während der gemeine Bürger mit der weniger verträglichen Variante vorlieb nehmen müsse, überschlugen sich die Journalisten, Kommentatoren und alle anderen, denen das Mikrofon nicht schnell genug weggenommen wurde, mit Hetze und Häme.
Ob diese Meldung richtig ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Ob diese Handlung – den vermeintlich besseren Impfstoff für sich selbst sichern – moralisch vertretbar ist, muss ich nicht entscheiden. Dass aber ein Radiosender wie 1Live (Öffentlich Rechtlich) diese Meldung den ganzen Nachmittag als Leitthema nutzt, seine Hörer durchaus suggestiv aufruft sich zu diesem Sachverhalt zu äußern, dass letztlich nahezu jede Anmoderation mit diesem Thema beginnt und in nimmer enden wollender Polemik endet – jedem, der anrufen, simsen oder mailen konnte wurde Aufmerksamkeit und Gehör zu Teil, gleich welchen Kenntnisstand er hatte – das kann ich einfach nicht verstehen.
Ist das nun wieder eine neue Form des Journalismus?
Ich habe mich informiert. Es gibt – nach der Lehre der Kommunikationswissenschaftler Ulrich Saxer und Siegfried Weischenberg – fünf verschiedene Arten des Journalismus:
- Informationsjournalismus (der des Vermittlers)
- investigativen Journalismus (den des Wachhundes oder des Anwalts)
- interpretativen Journalismus (den des Erklärers)
- sozialwissenschaftlichen Journalismus (den des Forschers)
- New Journalism (den des Erzählers).
Der Journalismus, den ich gestern erleben durfte, ist aber nicht dabei. Frei und unabhängig von jeder Lehre würde ich ihn
- Zero Intelligence Journalism (den der Flachpfeifen)
nennen wollen. Ich gebe zu, mein eigentlicher Favorit war
- Volksverhetzungs- und -verdummungsjournalismus,
aber das hätten DIE nicht verstanden und mir war es einfach zu lang…