Der Putz- und Flicktag ist im Allgemeinen als der Tag bekannt, an dem geputzt und geflickt wird. Jedenfalls war das wohl früher so. Heute erledigt man all‘ die Vorgänge, die über die Weihnachtsfeiertage oder in den Wochen und Monaten zuvor liegen geblieben sind. Und das kann dann schon mal dauern…
Während ich heute das papierene Strandgut der jüngsten Zeit sichtete, ordnete, bearbeitete, lochte und abheftete habe ich mich gefragt, ob dies so und jetzt wohl andere Menschen auch tun? Denn in den großen Verbrauchermärkten werden derzeit wieder verstärkt Büro- und Ablageutensilien angeboten und die Zeit „zwischen den Tagen“ ist ja genau die Zeit, in der ein jeder in seinen Unterlagen Ordnung schafft. Selbst wenn dies so wäre – dachte ich – würde dies nicht automatisch bedeuten, dass ich – in dieser Hinsicht – normal sei. Mir selbst erschien der Drang Ordnung zu schaffen zwanghaft.
Also habe ich mich informiert und heraus gefunden,
- dass es durchaus etwas wie „Ordnungszwang“ gibt,
- dass dies eine Zwangsstörung ist, die darin besteht, dass der Betroffene versucht in seiner Umgebung immerzu Symetrie, Ordnung oder ein Gleichgewicht herzustellen, indem er Dinge wie Bücher oder Nahrungsmittel nach strengen Regeln perfekt ordnet.
Wichtig im Sinne einer sicheren Diagnose ist:
- Die Zwangsgedanken oder zwanghaften Handlungsimpulse müssen vom Patienten als seine eigenen erkannt werden.
- Mindestens gegen einen Zwangsgedanken oder gegen eine Zwangshandlung muss der Patient noch Widerstand leisten.
- Der Zwangsgedanke oder die Zwangshandlung dürfen nicht an sich angenehm sein.
- Die Zwangssymptome müssen sich in zutiefst unangenehmer Weise wiederholen.
- Die Symptomatik muss über mindestens 14 Tage an den meisten Tagen bestehen.
In den Punkten 1, 3, 4 und 5 besteht Übereinstimmung zwischen Lehre und Erlebtem. Allein in Punkt 2 habe ich längst kapituliert: Widerstand ist zwecklos und macht keinen Spaß.
Ich frage mich: Muss ich mich sorgen, oder war das nur ein ganz normaler „Putz- und Flicktag“?