„Ich habe mich daran gewöhnt, dass man keinen Satz zu Ende sprechen kann“ gestand kürzlich ein Freund von mir und brachte damit seinen Unmut über einen täglich zu spürenden Kulturverlust unserer Gesellschaft auf den Punkt. Dass er sich im Sinne der Gewöhnung mit dieser Rücksichtslosigkeit arrangiert habe, sei ihm auch nicht gelegen. Dennoch sehe er keine andere Möglichkeit, als sich damit abzufinden.
Neben dem naheliegenden Desinteresse an der Meinung des Anderen könnte ebenso eine Begleiterscheinung unserer sich stets beschleunigenden Lebensweise sein: Uns fehlt schlicht die Geduld unser Gegenüber vollständig anzuhören. Jemanden wiederholt zu unterbrechen und damit in seiner Meinungsäußerung zu behindern hat etwas Verachtendes: ‚Mir ist egal, was Du zu sagen hast.‘ Geringschätziger geht’s kaum.
Das Schlimmste jedoch: Ich mache das auch; andere unterbrechen. Und Ihre so? Schon mal drüber nachgedacht?