"Leben erleben, mit dir, den anderen, und mir"

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Veröffentlicht: 12 Jahren her

Verhandlungssicher

Es scheint, als hätten sich die Händler hier auf uns Deutsche eingestellt.

In der Türkei, wie auch in vielen anderen Urlaubsregionen des östlichen und südlichen Mittelmeerraumes ist es üblich, das Beratungsgespräch des Kunden bereits draußen, vor dem Geschäft beginnen zu lassen; und das unabhängig davon, ob der Kunde das wünscht oder überhaupt Interesse an den feil gebotenen Waren des jeweiligen Händlers hat. Das kann bisweilen zur Last fallen. Insbesondere wir Deutschen tun uns schwer damit. Ein wenig erinnern mich Situationen wie diese an die „Damenwahl“ beim Tanzen, aber das ist eine andere Geschichte.

Wie eingangs erwähnt scheinen die Händler das mittlerweile verstanden zu haben und verfolgen zunehmend angepasste Strategien. Da sind die einen, die – vor dem Geschäft auf uns wartend – uns herein bitten und sofort ergänzend hinzufügen, dass sie keinesfalls sofort nachkommen, sondern uns Zeit geben, alles in Ruhe anzuschauen. Das nimmt zugegebenermaßen etwas den Druck aus der Sache und man lässt sich – dieser Art versichert – breitschlagen, Geschäft und Ware in Augenschein zu nehmen. Das Drama jedoch nimmt nur zeitversetzt seinen geregelten Verlauf.

Andere Händler arbeiten hingegen eher mit der Schocktherapie und sprechen ihr Vorhaben gezielt an: „Hallo, darf ich Ihnen etwas andrehen?“, „kann ich Ihnen etwas aufschwatzen?“, „ist Ihnen bereits etwas untergejubelt worden?“. Meist fügen sie offen und gleichermaßen entwaffnend hinzu: „Ist eh‘ alles gefälscht bei uns!“

Im Vergleich der beiden Vorgehensweisen kommt die erste Variante bei deutschen Urlaubern deutlich besser an, wenngleich beide Situationen die bereits angesprochenen, längst verdrängten Tanzphobien wieder auffrischen: Das Übel ist nah, Du kannst Dich ihm nicht entziehen, egal was Du machst oder tust.

An dieser Stelle fällt mir dann wieder ein alter Freund ein, der immer dann, wenn er ungewollt zum Tanzen aufgefordert wurde, auf sein – selbstverständlich nicht wirklich existierendes – Holzbein verwies und sich die Damen damit unmittelbar und dauerhaft vom Hals hielt. Mehr noch gelang es ihm sogar, den Tanzwütigen damit so etwas wie Mitleid abzuringen.

Vielleicht werde ich mich gegenüber den Händlern künftig einfach ähnlich eingeschränkt präsentieren: Ich könnte behaupten, dass ich weitestgehend mittellos sei und meine bessere Hälfte mir Käufe in ihren sicherlich sehenswerten Geschäften niemals gestatten würde.

Ein Plan, der auf Grund seiner entwaffnenden Offenheit bis hin zum Mitleid aufgehen dürfte. Bleibt abzuwarten, ob meine bessere Hälfte hierbei mitwirkt…

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