„Der Rhein in all seinen Facetten“ stand über dem Bericht auf der Kulturseite unserer Tageszeitung. Besser hätte da gestanden „Die deutsche Sprache in all‘ ihren Facetten“, denn dieser Bericht übertraf die üblicherweise ohnehin schon geschliffenen Formulierungen der Feuillton-Redakteure um Längen. Kostenprobe gefällig:
„Wenn es im Prolog und Epilog auch schon mal etwas euphorisch zugeht, sind Tacitus und Martialis gleichwohl keine nationalpatriotischen Verslieferanten.“ Cool. Oder hier: „Für sie (Anm.: Die komplette Loreley-Oper) warb die Württembergische Philharmonie mit klangsattem Vorspiel.“ Genial. Das hätte ich besser nicht sagen können. Zuletzt dann dies: „Die engagierte Interpretation unter Florin (Anm.: Dirigent, der umsichtig und hellwach agierte) war zumindest eine hochinteressante Begegnung, namentlich für Freunde von Raritäten.“ Perfekt. Ob es gut oder eher schlecht war – der Autor legt sich nicht fest.
Tatsächlich aber hat er einen Kommentar verfasst, der das Erlebte mit „großer Verve“beschreibt. Bleibt wieder einmal die Erkenntnis, dass Sprache wunderbares Mittel des Ausdrucks sein kann, auch wenn sie bisweilen ein wenig „butzenscheibig“ daherkommt.
Ich dann so – ohne Worte.