"Leben erleben, mit dir, den anderen, und mir"

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Veröffentlicht: 11 Jahren her

Von „Marios“, „Uwes“ und „Dirks“

Die beiden Kinder unserer Nachbarn sind zwei freundliche, aufmerksame und liebenswerte Wesen mit klangvollen Namen. Theoretisch kenne ich beide Namen. Meist fällt mir aber immer nur einer von beiden ein. Und meistens ist es gerade derjenige des Kindes, das mich nicht gerade lachend über den Zaun grüßt, sondern der andere. Wann immer diese Situation eintritt (und das ist eigentlich immer der Fall, wenn ich die Kinder sehe) grüße ich mit einem freundlich-verlegenen „Hey!“ zurück. Bislang geben sich die Kinder und ihre Eltern damit zufrieden. Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass das so ist, denn noch hat sich keiner von ihnen über meine im Grunde genommen grundlose Kurzangebundenheit beklagt.

Meinen Großvater habe ich seinerzeit nicht verstanden, wenn er meine Spielkameraden nach ihrem Namen fragte und diese ihm entgegneten: „Mario“, oder „Uwe“ oder „Dirk“. Dann wandte er sich meist kopfschüttelnd ab und verstand die Welt nicht mehr. Diese Namen waren ihm zu ungewöhnlich und merken konnte oder wollte er sie sich wohl nicht.

Um nicht ignorant wie weiland mein Opa daher zu kommen habe ich hart an einer besseren Nachbarskinder-Namensgedächtnis-Performance gearbeitet. Maßnahme eins: Eselsbrücken bauen! Doch als mir zum Namen der Jüngeren von beiden nur einfiel, dass sie heißt wie der seit langem verstorbene Hund einer entfernten Bekannten und mir auch zum Namen der Älteren wegen seiner ausgefallenen Komplexität rein gar nichts greifbares in den Sinn kommen wollte, habe ich aufgegeben. Maßnahme eins war zugleich die letzte Maßnahme.

Vielleicht hatte mein Opa damals recht: Wenn die „Marios“ und die „Uwes“ und die „Dirks“ unserer Zeit „Hans“, „Heinrich“ und „Gustav“ gehießen hätten, dann hätte man sich die Namen auch merken können. Aber so…?

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