Endlich ist es mir – gemeinsam mit meiner Familie – gelungen eine der „flüchtigen“ Christo-Installationen live zu sehen: Das „Big Air Pack“ im Gasometer in Oberhausen. Ich kann sagen, dass nicht nur das Air Pack selbst, sondern auch die begleitende Ausstellung zu ausgewählten anderen Projekten von Christo und seiner Frau Jeanne-Claude, sehenswert sind. Diesen Ausflug hatten meine Tochter und ich von langer Hand geplant. Und wir haben uns sehr darauf gefreut. Wann kann man schon mal Teil dieser kunsthaften Vergänglichkeit werden?
Einzig eines hat uns von Beginn der Planungen an ein wenig verunsichert: Wir würde sich unser „Mr. Ratio“, ihr Bruder und mein Sohn in dieser Stoff gewordenen Abstraktheit fühlen? Würde er mit seinem ausgeprägten Sinn für rechte Winkel unsere Faszination für den amorphen Luftsack verstehen oder gar nachempfinden können?
Nun, um es vorweg zu nehmen: Es hat uns allen sehr gut gefallen. Ein Erlebnis, in einer 90 Meter hohen mit Luft gefüllten Stoffhülle zu stehen, die wegen ihrer unregelmäßig-organischer Form in Größe und Ausdehnung nirgends messbar ist und sich statt dessen leicht und filigran – einem Himmelszelt ähnlich – über unsere Köpfe spannt, ist schlicht extraordinär. Derart beeindruckt haben wir dann den Ausstellungsort verlassen.
‚Eigentlich‘, so dachte ich, ‚liegen doch das Abstrakte und die sprichwörtliche Ratio meines Sohnes gar nicht so weit auseinander. Und die Reduktion auf das Wesentliche müsste doch auch in seine streng strukturierte Welt passen. Auf meine Frage, ob denn alle alles gesehen haben, entgegnete er dann – ausgesprochen treffend -, dass es an sich ja nicht viel zu sehen gegeben habe.
‚Genau darum ging es‘, lachte ich in mich hinein, und dass ich das keinesfalls treffender hätte ausdrücken können. Dachte meine Tochter übrigens auch…