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Veröffentlicht: 10 Jahren her

Planänderungen

Nur 22 Cent

Ich gebe ja immer vor, dass meine schier unendliche Flexibilität durch nichts und niemanden an ihre Sollbruchstelle zu bringen ist. Tatsächlich aber, und das mal ganz unter uns, hasse ich Planänderungen so sehr, wie einen Katzenschiss in meinem Carport. Aber das ist ein anderes Thema. Die Planänderung, die mich heute erfreute, wie ein Loch im Kopf, führte mir nachdrücklich vor Augen, dass ich meine Regeln, Routinen und Rituale schätze und brauche.

So stolz war ich auf mich, als ich heute Morgen ins Büro fuhr: Ich hatte an alles gedacht: Das Getränkeleergut, die Einkaufskiste und die große blaue Ikea-Tasche voller leerer PET-Flaschen. All‘ diesen Dinge sollte heute nach dem Büro eine wunderbare Wandlung widerfahren: Die leeren Getränkekisten sollten gegen Volle getauscht, die Einkaufskiste mit frischen Wurst- und Käsewaren gefüllt und der Inhalt des großen Leergutsacks versilbert werden. Vorher allerdings wollte ich noch zur Bank, Geld holen, denn mit ganzen 10€ in der Tasche würde ich nicht weit kommen.

Kurz vor dem Verlassen des Büros erreichte mich dann der Hilferuf meiner reitenden besseren Hälfte: Die gereinigten Pferdedecken wären bei ihren Eltern angeliefert worden, ob ich nicht vielleicht den „großen Karton“ mitbringen könnte. Ich wusste, was „großer Karton“ bedeutete, und dass ich meine Einkaufspläne stark dezimieren musste. Und vor allem, dass ich deshalb eine eher unlogische Reihenfolge und Fahrstrecke vor mir hatte…

Zunächst vergaß ich zur Bank zu fahren, meinem ursprünglich ersten Ziel. Dadurch – ich hatte ja nur 10€ dabei – gelang beim Getränkehändler nur ein Tausch „zwei Leere gegen eine Volle“, wodurch ich mit dem Zehner knapp hinkam. Aber ich war ja noch im Besitz einer vollen Tasche leerer Plastikflaschen und wild gewillt diese zu Geld zu machen. Schließlich brauchten wir Wurst und Käse!

Der Pfandautomat schrieb mir beachtliche 11€ gut. So viel hatte ich noch nie, aber ich habe das Geld auch noch nie so dringend benötigt, wie heute. Dann habe ich meinen Einkauf sauber berechnet und kalkuliert. Keine Ahnung, wie lange das her ist, dass ich so knapp bei Kasse war, dass ich vor dem Kassieren wusste, was ich zu bezahlen hätte. Aber ich wusste es und es sollte eigentlich reichen.

Doch dann wurde es interessant: Die Dame hinter mir in der Schlange wurde plötzlich unsicher, ob ihr Geld – sie war offenbar auch klamm – für ihren Einkauf reichte und machte mich zu einem Teil ihres Problems, indem sie mir erklärte, sie nähme an, dass sie dann doch nicht genügend Geld dabei hätte. Dass wir damit schon zwei wären, die um Summen bangen, schien sie zu überraschen. Ich jedenfalls erhielt auf meinen Pfandbon abzüglich Einkauf ganze 22 Cent raus, die ich ihr anbot. Sie schlug aus und ich ging, bevor sie auf mein Angebot zurückkommen konnte. Wer den Pfennig nicht ehrt…

Nach dem Einkauf kam das Packen. Ich schob Wurst und Käse quasi zwischen die Sitze und fuhr zu meiner letzten Ladestelle: Dem Pferdedecken-XXL-Lager. Dort verlud ich den Karton in Größe einer Sozialwohnung, nahm den Bierkasten auf den Schoß und fuhr Heim. Vorsichtig.

Daheim lud ich aus meinem Wagen, der tief lag wie einst Vettels „hungry Heidi“ was ich hatte: Decken, Einkauf und das Bier. Nur Geld hatte ich keins mehr, außer den verschmähten 22 Cent. Allerdings wusste ich nun einmal mehr, dass ich Planänderungen nicht mag.

Als meine Reiterin später heimkam, dankte sie mir dafür, dass ich ihr mit den Decken so schnell geholfen hatte. Als ich ihr von den Unbilden erzählte, die mir innerhalb der letzten Stunden widerfahren waren, winkte sie entspannt ab und sagte, dass das mit den Decken so dringend nicht gewesen sei…

Wie gesagt: Ich hasse Planänderungen.

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