"Leben erleben, mit dir, den anderen, und mir"

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Veröffentlicht: 10 Jahren her

Das englische „i“

Übergreifende Hilfsaktion

Urlaub macht man nicht allein. Neben meiner besseren Hälfte gibt es hier erwartungsgemäß weitere Urlauber.

Zum Beispiel die beiden jungen Russinnen, die heute ihren Sonnenliegenliegeplatz unmittelbar neben unserem haben. Über den Verlauf des Tages fiel mir auf, dass die beiden nahezu unablässig miteinander sprachen. Und das machten die beiden in einem an Perfektion grenzenden System: Während die eine sprach, holte die andere Luft, um den Wortschwall sofort zu übernehmen, sobald der Ersteren die Luft ausginge. Der Begriff „Biorhythmus“ bekam für mich heute eine neue Bedeutung.

Überhaupt ist auffällig, dass in der russischen Sprache der Zischlaut „tsch“ das ist, was dem Deutsche sein „E“ und dem Türken sein „Ü“. Ständig hat man den Eindruck, das aus einer nahe Luftmatratze stoßweise Druck entweicht. Apropos „Ü“: Der Türke an sich verbraucht offenbar so viele „Ü“s samt dafür notwendiger Ü-Punkte in seiner Sprache, dass er sich dazu entschlossen hat, „i“s einzuführen, die keinen i-Punkt haben; nach dem punktlosen Ausscheiden der Engländer aus dem WM-Turnier gestern quasi das „englische ‚i'“.

Vorsorglich und im Sinne bilateraler staaten- und kontinentübergreifender Entwicklungshilfe werde ich in den kommenden Tage aus den von mir mitgebrachten Zeitungen und Büchern alle Punkte ausschneiden und sie an die Türken, die sie ja offenbar bitter benötigen, geben. Vielleicht schließe ich einen entsprechenden Aufruf an andere Urlauber an, als Anschlag am Animationsboard des Clubs.

Ganz sicher werde ich jedoch ein paar Punkte für die jungen Russinnen aufheben, weil die noch immer ohne Punkt und Komma schwatzen.

Dann hätte ich etwas zur Völkerverständigung und zum Weltfrieden beigetragen. Im Urlaub.

Wie gesagt, Urlaub macht man eben doch nicht ganz allein…

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