Ist da ein Ha(r)ken dran?
Kürzlich musste ich mich mit der „Gretchenfrage“ beschäftigen. Bekanntlich wird eine Frage ja dann als Gretchenfrage bezeichnet, wenn sie direkt ist und ihre Beantwortung für den Befragten unangenehm ist. In Goethes Faust stellte Margarete – genannt Gretchen – dem Faust die Frage: „Nun sag, wie hast Du’s mit der Religion? Du bist ein herzlich guter Mann, allein ich glaub‘, Du hältst nicht viel davon.“ Den armen Faust muss es ob dieser geradlinigen Investigation arg geschüttelt haben, denn er hatte ja einen Pakt mit dem Teufel geschlossen.
Meine Gretchenfrage zielte jedoch nicht auf Glauben und Teufel ab, aber dann doch nur knapp dran vorbei. Denn als mich kürzlich mein Freund Peter – er half mir beim Verteilen frisch angelieferten Mutterbodens in unserem Garten – fragte, ob ich noch eine zweite Harke habe, verneinte ich. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich mir absolut sicher, dass ein Mann eine Harke haben müsse, sofern er über ein Anwendungsgebiet dafür – sprich einen Garten verfüge – oder einfach nur eine Harke sein Eigen nennen wolle. Niemals zuvor habe ich einen Gedanken daran verschwendet, dass ein Mann zwei Harken haben müsse. Wofür auch? Peter hingegen war sich sicher: Ein Mann braucht zwei Harken – im Minimum.
„Schon mal mit zwei Harken gearbeitet?“ fragte ich Peter und malte ihm aus, dass dieses Unterfangen am ehesten nach einer Kreuzung aus Don Quijote und der lilafarbenen Krake vom Rummelplatz ausschauen würde, sicherlich aber nicht nach geordneter Gartenarbeit. Eine Gretchenfrage wie diese ließe ich nicht zu. Peter entgegnete, dass es sich bei dieser Angelegenheit keineswegs um eine Frage in der Nähe der Gretchenfrage handele, sondern vielmehr um ein überkonfessionelles Glaubensbekenntnis: „Entweder mache ich etwas richtig oder gar nicht.“ Männern und Harken, das verhalte sich so untrennbar, wie eben Faust und Mephisto und die liebe Margarete. „Kein wenn und aber.“ Weiter harkte einer – ich -, während einer – Peter – dozierte. Da gäbe es im Grunde genommen nur Schwarz und Weiß. „Wie bei Faust.“ Mittags aber, da wollte auch der Peter dann eine Ausnahme von seiner polarisierenden Sicht machen: Zwischen „Schwarz und Weiß“ war dann doch noch ein wenig Spielraum für „Rot und Weiß“, so dass seine Pommes bunt garniert daher kamen.
Und sollte das tatsächlich die Zulässigkeit von Gretchenfragen an sich beweisen – OK, dann gibt es sie, dann dürfen Fragen so apodiktisch gestellt werden. Außer bei Harken, finde ich. Letztlich bleibt die Frage, ob es die Harke oder die Pommes waren, die uns der Teufel bescherte. Ich jedenfalls halte es mit den Pommes. Soll der Peter doch harken, mit all‘ seinen Harken